Fabriklampen aus altem Lagerbestand: Mythos oder Realität?
Vor kurzem konnten wir alte Fabriklampen (Emaillelampen) aus einem Lagerbestand erworben. So was passiert manchmal, ist aber relativ selten. Ich wollte es auch nicht glauben, als ein Verkäufer mich vor kurzem angeschrieben hat. Allerdings habe ich der Sache eine Chance gegeben und in der Tat: die Lampen – unter anderen eine Menge Schirme aus dem Hause von Louis Poulsen – waren wirklich alte, originale Lampen, noch im alten Papier verpackt. Der Großvater des Verkäufers hat diese vor Jahrzehnten auf dem Dachboden verstaut und das letzte Halbjahrhundert haben die Lampen dort in einem Dornröschenschlaf verbracht. Ich habe sie natürlich sofort gekauft. Es handelt sich hier um einen wirklich alten Posten. In der Regel werden noch Lampen als alten Lagerbeständen aus den 1970-er, 1980-er Jahren gefunden. Diese sind zwar auch seltener geworden, die Sache ist aber nicht unmöglich.
Es gibt auf dem Markt viele Lampen, die als alt verkauft werden: sind sie wirklich alt?
Lampenschirme aus alten Lagerbeständen weisen fast immer Altersspuren auf: kleine Stellen mit Rost, Abplatzer etc., wie hier auf den Bildern zu sehen ist. Die Emaille ist frisch, aber nicht wie bei den Fake-Lampen. Wenn Lampen in größeren Anzahlen seit vielen Jahren in einem tadellosen Zustand verkauft werden (typischerweise auf online Marktplätzen, teilweise aber auch in einzelnen Webshops), noch dazu in Formen, die es nur auf diesen Seiten gibt, meistens auch in mehreren Farben, ist Zweifel angebracht.
Relativ einfache Formen, die sonst nie als Gebrauchtlampe auftauchen, in Farben, die es für die historischen Industrielampen nie gaben (gelb, rosa, elfenbein, etc. pp.) sind in der Regel auch neu. Ich habe mal in einem Webshop mit Industrielampen gesehen, wo der Verkäufer (oder Hersteller) die Emaille mit Hammer abgeschlagen hat, somit die Lampen gebraucht aussehen, und so die neuen Lampen als „alt“ verkauft hat. Das ganze sah natürlich – gelinde gesagt – nicht authentisch aus.
Perfekte Fälschungen?
Viele Lampen werden ganz perfekt gefälscht. Ein typisches Beispiel dafür sind einige osteuropäischen Lampen. Diese werden in verschiedensten Farben neu produziert. Alles ist perfekt, sogar die Herstellermarke in der Emaille. Mit Verteilerdosen und allen Drum und Dran werden die Lampen auch heute produziert und brav als alt verkauft.
Auch die alten EKA/EMAX Lampen werden gefälscht: diese sind aber qualitativ leicht zu erkennen und in der Regel fehlt die Herstellermarke. So nebenbei: hier werden auch Scherenlampen produziert (sowohl für die Decke als auch für die Wand) und als alt vertrieben.
Neben Osteuropa werden die Lampen, die dann als alt verkauft werden, in der Regel in Asien hergestellt.
Die Liste könnte noch weiter fortgesetzt werden, der Schluss ist: Augen auf, wenn Sie alte Lampen suchen!
So nebenbei: auch bei alten Industriemöbeln – da gibt es langsam mehr Replikate (als alt bezeichnet) als Originale…
Publiziert am 03.07.2020